Kamis, 28 Maret 2013

Ebook Free In Stahlgewittern: Mit einem Nachwort von Helmuth Kiesel, by Ernst Jünger

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In Stahlgewittern: Mit einem Nachwort von Helmuth Kiesel, by Ernst Jünger

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In Stahlgewittern: Mit einem Nachwort von Helmuth Kiesel, by Ernst Jünger

Über den Autor und weitere Mitwirkende

Ernst Jünger, am 29. März 1895 in Heidelberg geboren. 1901–1912 Schüler in Hannover, Schwarzenberg, Braunschweig u. a. 1913 Flucht in die Fremdenlegion, nach sechs Wochen auf Intervention des Vaters entlassen 1914–1918 Kriegsfreiwilliger 1918 Verleihung des Ordens »Pour le Mérite«. 1919–1923 Dienst in der Reichswehr. Veröffentlichung seines Erstlings »In Stahlgewittern«. Studium in Leipzig, 1927 Übersiedlung nach Berlin. Mitarbeit an politischen und literarischen Zeitschriften. 1936–1938 Reisen nach Brasilien und Marokko. »Afrikanische Spiele« und »Das Abenteuerliche Herz«. Übersiedlung nach Überlingen. 1939–1941 im Stab des Militärbefehlshabers Frankreich. 1944 Rückkehr Jüngers aus Paris nach Kirchhorst. 1946–1947 »Der Friede«. 1950 Übersiedlung nach Wilflingen. 1965 Abschluß der zehnbändigen »Werke«. 1966–1981 Reisen. Schiller-Gedächtnispreis. 1982 Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main.1988 Mit Bundeskanzler Kohl bei den Feierlichkeiten des 25. Jahrestags des Deutsch-Französischen Vertrags. 1993 Mitterrand und Kohl in Wilflingen. 1998 Ernst Jünger stirbt in Riedlingen.

Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.

In den Kreidegräben der Champagne Der Zug hielt in Bazancourt, einem Städtchen der Champagne. Wir stiegen aus. Mit ungläubiger Ehrfurcht lauschten wir den langsamen Takten des Walzwerks der Front, einer Melodie, die uns in langen Jahren Gewohnheit werden sollte. Ganz weit zerfloß der weiße Ball eines Schrapnells im grauen Dezemberhimmel. Der Atem des Kampfes wehte herüber und ließ uns seltsam erschauern. Ahnten wir, daß fast alle von uns verschlungen werden sollten an Tagen, in denen das dunkle Murren dahinten aufbrandete zu unaufhörlich rollendem Donner – der eine früher, der andere später? Wir hatten Hörsäle, Schulbänke und Werktische verlassen und waren in den kurzen Ausbildungswochen zu einem großen, begeisterten Körper zusammengeschmolzen. Aufgewachsen in einem Zeitalter der Sicherheit, fühlten wir alle die Sehnsucht nach dem Ungewöhnlichen, nach der großen Gefahr. Da hatte uns der Krieg gepackt wie ein Rausch. In einem Regen von Blumen waren wir hinausgezogen, in einer trunkenen Stimmung von Rosen und Blut. Der Krieg mußte es uns ja bringen, das Große, Starke, Feierliche. Er schien uns männliche Tat, ein fröhliches Schützengefecht auf blumigen, blutbetauten Wiesen. »Kein schönrer Tod ist auf der Welt ...« Ach, nur nicht zu Haus bleiben, nur mitmachen dürfen! »In Gruppenkolonne antreten!« Die erhitzte Phantasie beruhigte sich beim Marsch durch den schweren Lehmboden der Champagne. Tornister, Patronen und Gewehr drückten wie Blei. »Kurztreten! Aufbleiben dahinten!« Endlich erreichten wir das Dorf Orainville, den Ruheort des Füsilierregiments 73, eins der ärmlichen Nester jener Gegend, gebildet durch fünfzig Häuschen aus Ziegel- oder Kreidestein um einen parkumschlossenen Herrensitz. Das Treiben auf der Dorfstraße bot den an die Ordnung der Städte gewöhnten Augen einen fremden Anblick dar. Man sah nur wenige, scheue und zerlumpte Zivilisten; überall Soldaten in abgetragenen, zerschlissenen Röcken mit wettergegerbten, meist von großen Bärten umrahmten Gesichtern, die langsamen Schrittes dahinschlenderten oder in kleinen Gruppen vor den Türen der Häuser standen und uns Neulinge mit Scherzrufen empfingen. In einem Torweg glühte eine nach Erbsensuppe duftende Feldküche, von kochgeschirrklappernden Essenholern umringt. Es schien, als triebe das Leben hier ein wenig dumpfer und langsamer. Der Eindruck wurde durch den beginnenden Verfall des Dorfes noch vertieft. Nachdem wir die erste Nacht in einer gewaltigen Scheune verbracht hatten, wurden wir im Hofe des Schlosses vom Regimentsadjutanten, dem Oberleutnant von Brixen, eingeteilt. Ich kam zur neunten Kompanie. Unser erster Kriegstag sollte nicht vorübergehen, ohne uns einen entscheidenden Eindruck zu hinterlassen. Wir saßen in der uns zur Unterkunft angewiesenen Schule und frühstückten. Plötzlich dröhnte eine Reihe dumpfer Erschütterungen in der Nähe, während aus allen Häusern Soldaten dem Dorfeingang zustürzten. Wir folgten ihrem Beispiel, ohne recht zu wissen, warum. Wieder ertönte ein eigenartiges, nie gehörtes Flattern und Rauschen über uns und ertrank in polterndem Krachen. Ich wunderte mich, daß die Leute um mich her sich mitten im Lauf wie unter einer furchtbaren Drohung zusammenduckten. Das Ganze erschien mir etwas lächerlich; etwa so, als ob man Menschen Dinge treiben sähe, die man nicht recht versteht. Gleich darauf erschienen dunkle Gruppen auf der menschenleeren Dorfstraße, in Zeltbahnen oder auf den verschränkten Händen schwarze Bündel schleppend. Mit einem merkwürdig beklommenen Gefühl der Unwirklichkeit starrte ich auf eine blutüberströmte Gestalt mit lose am Körper herabhängendem und seltsam abgeknicktem Bein, die unaufhörlich ein heiseres »Zu Hilfe!« hervorstieß, als ob ihr der jähe Tod noch an der Kehle säße. Sie wurde in ein Haus getragen, von dessen Eingang die Rote-Kreuz-Flagge herabwehte. Was war das nur? Der Krieg hatte seine Krallen gezeigt und die gemütliche Maske abgeworfen. Das war so rätselhaft, so unpersönlich. Kaum, daß man dabei an den Feind dachte, dieses geheimnisvolle, tückische Wesen irgendwo dahinten. Das völlig außerhalb der Erfahrung liegende Ereignis machte einen so starken Eindruck, daß es Mühe kostete, die Zusammenhänge zu begreifen. Es war wie eine gespenstische Erscheinung im hellen Mittagslicht. Eine Granate war oben am Portal des Schlosses krepiert und hatte eine Wolke von Steinen und Sprengstücken in den Eingang geschleudert, gerade als die durch die ersten Schüsse aufgeschreckten Insassen aus dem Torweg strömten. Sie erschlug dreizehn Opfer, darunter den Musikmeister Gebhard, eine mir von den hannoverschen Promenadekonzerten her wohlbekannte Gestalt. Ein angebundenes Pferd witterte die Gefahr eher als die Menschen, riß sich wenige Sekunden vorher los und galoppierte, ohne verletzt zu werden, in den Schloßhof hinein. Obwohl die Beschießung sich in jedem Augenblick wiederholen konnte, zog mich das Gefühl einer zwingenden Neugier an den Unglücksort. Neben der Stelle, die die Granate getroffen hatte, baumelte ein Schildchen, auf das die Hand eines Spaßvogels die Worte »Zur Granatecke« geschrieben hatte. Das Schloß war also wohl schon als gefährlicher Ort bekannt. Die Straße war von großen Blutlachen gerötet; durchlöcherte Helme und Koppel lagen umher. Die schwere Eisentür des Portals war zerfetzt und von Sprengstücken durchsiebt, der Prellstein mit Blut bespritzt. Ich fühlte meine Augen wie durch einen Magneten an diesen Anblick geheftet; gleichzeitig ging eine tiefe Veränderung in mir vor. [...]

Produktinformation

Gebundene Ausgabe: 307 Seiten

Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 2. Aufl. in neuer, um ein Nachwort erweiterten Ausgabe 2014 (24. November 2014)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 9783608960709

ISBN-13: 978-3608960709

ASIN: 3608960708

Größe und/oder Gewicht:

13,1 x 3,2 x 21,1 cm

Durchschnittliche Kundenbewertung:

4.4 von 5 Sternen

128 Kundenrezensionen

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Habe noch nie in einer solchen Ausführlichkeit über die Zustände des Graben- und Stellungskampfes im Ersten Weltkrieg gelesen. Besonders während der Herbst- und Winterzeiten waren die Soldaten unvorstellbaren und unlösbaren Herausforderungen ausgesetzt. Das Überleben war reiner Zufall.Vor diesem Hintergrund wirkt es erbärmlich, wie heutzutage Kriegerdenkmäler würdelos besudelt oder von Kommunen respektlos als störend niedergerissen werden.

Begibt man sich mit dem Buch an die Somme.( Auch mit dem Begleitbuch ).Mit einer 1 : 200 000 Landkarte unterm Arm.Kann man nach 100 Jahren die Orte besuchen die in der Zeit vorhernicht mehr da waren. Man kann so eine Zeitreise machen - nach Besuchder Museen in der Gegend wird man nachdenklich.Gut das manche Leute diesen Wahnsinn zu Papier brachten.

Ernst Jüngers "In Stahlgewittern" ist für mich ein geschichtliches Zeugnis erster Güte. Er schildert darin seine Erfahrungen als junger Frontsoldat im Ersten Weltkrieg mit samt seinen Entbehrungen, Zerstörungen, Schrecken, Gasangriffen und unvorstellbaren Materialschlachten.Das Buch ist insgesamt sehr nüchtern und sachlich geschrieben und dennoch mehr als eindringlich, denn die geschilderten Erlebnisse bedürfen in keiner Weise einer Emotionalisierung oder Dramatisierung sondern sprechen in ihrer Unfassbarkeit für sich. Zudem wird von ihm der Gegner nie dämonisiert und/oder entmenschlicht, wie dies in vielen anderen Kriegsbüchern oft der Fall ist. Ganz im Gegenteil spricht er meist mit großem Respekt und Anstand von den Kriegsgegnern.Nicht zu leugnen ist in seinen Beschreibungen trotz aller Brutalität eine gewisse Faszination für den Krieg und den Kampf und das Soldatische. Ihm dies jedoch zum Vorwurf zu machen ist meiner Meinung nach nicht gerechtfertig, denn wie viele Extreme, ist wohl auch der Krieg speziell für junge Menschen Schrecken und Faszination zugleich. Jeder kann, darf und soll aus diesen Schilderungen zweifelsfrei seine Schlüsse ziehen, aber das Werk deshalb in die "rechte Ecke" zu drängen, geht meines Erachtens an den Aussagen und Einstellungen des Autors vorbei.Obwohl der Beginn des Ersten Weltkrieges mittlerweile 100 Jahre zurückliegt, reichen seine Auswirkungen und Spätfolgen auch noch in die heutige Zeit hinein, denn der Lauf des gesamten letzten Jahrhunderts wurde durch diesen Krieg maßgeblich und entscheidend beeinflusst. Das vorliegende Buch ist ein wichtiges geschichtliches Zeugnis, das aufzeigt, was die Männer antrieb, erlebten und erlitten, die in diesem Krieg kämpften!Absolute Leseempfehlung!!!!

Das Buch „In Stahlgewittern“ basiert auf den Front-Tagebuchaufzeichnungen Ernst Jüngers. Die Originalausgabe von 1920 wurde bis 1978 mehrfach überarbeitet. Der Text dieser hochwerigen Klett-Cotta-Ausgabe folgt der letzten Überarbeitung Ernst Jüngers.Meines Erachtens überhöht Jünger keineswegs die Tapferkeit und kriegerisches Bewusstsein, sondern erzählt vielmehr von seiner individuellen Bewältigungsstrategie des Frontalltags und den schrecklichen Verlusten an Menschenleben. Jünger beschreibt sehr wortgewandt den Mikrokosmos seiner Einheit an der Westfront. So sind ebenso drastisch wie anschaulich die Gefechte, Scharmützel, Verwüstungen, Trommelfeuer, Giftgas, Tod, Verwundung, Verstümmelung, Angst, Mut, Grausamkeit, Anstand, Kameradschaft, Leichtsinn, und Verantwortungsbewusstsein dargestellt. Einige pathetische Ansichten zur Ritterlichkeit, Ehre und Kampfmoral muten heutzutage etwas naiv an, stehen vermutlich aber im historischen Zeitkontext. Dennoch bleibt es eine ebenso präzise wie eindrückliche Protokollierung des Frontalltags.Der Gesamtzusammenhang der Weltkriegsentwicklung bleibt weitgehend außer Betracht; wenn überhaupt, dann klingen kritische Töne zur prekären Versorgungslage und fernen Heeresleitung eher zwischen den Zeilen an.Insgesamt und völlig zu recht seit Jahrzehnten sehr empfehlenswert.

Basierend auf seinen Kriegstagebüchern beschreibt Ernst Jünger seine Erlebnisse an der Westfront vom Dezember 1914 bis August 1918. Als junger Infanterieoffizier machte der mehrfach verwundete Jünger unter anderem die Somme-Schlacht, die dritte Flandern-Schlacht, die Schlacht um Cambrai sowie die deutsche Frühjahrsoffensive 1918 mit und verdeutlicht anschaulich die kriegsbedingten Veränderungen in der Kriegsführung selbst, in der Taktik aber auch im Wesen der Menschen und in der Natur.Jüngers Werk ist eine sachlich-nüchterne Schilderung der Kriegsereignisse, die oftmals seltsam gefühllos wirkt. Der Autor begreift und beschreibt den Krieg als Naturgewalt ohne politische Hintergründe zu hinterfragen oder die Sinnlosigkeit des millionenfachen Todes auf den Schlachtfeldern zu verurteilen. Unbestritten ist auch die militärhistorische Bedeutung des Werkes.Die Wirkung von "In Stahlgewittern" ist ambivalent. Wenngleich das Werk jedenfalls keine klassische Antikriegsliteratur darstellt, wirkt das Werk alleine durch die nüchterne Darstellung der Ausweglosigkeit und die schlichte Erwähnung der zahllosen individuellen Verluste abschreckend. Trotzdem schwingt mancherortes ein gewisser Pathos mit und ist Jünger bestrebt, die Rolle seines Regiments als heroisch darzustellen.

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